Der Atomausstieg Deutschlands

Schon 1986 hat uns die verheerende Katastrophe in Tschernobyl schmerzhaft vor Augen geführt, dass der Glaube an die Beherrschbarkeit der Strahlentechnik überheblich und gefährlich für die gesamte Weltbevölkerung ist. Mehr als 500000 Menschen verloren damals ihre Heimat und noch heute leiden Tausende an den Folgen der Katastrophe. Als aber die Erde im Nordosten Japans am 11. März 2011 bebte und ein Tsunami über die Küsten der japanischen Inseln hinwegrollte, der in drei Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima eine Kernschmelze auslöste, änderte die deutsche Bundesregierung in den folgenden Monaten drastisch ihre Atompolitik.

Katastrophe in Fukushima lässt Deutschland umdenken

AtomausstiegDie studierte Physikerin und Bundeskanzlerin Merkel, die bis dahin die Risiken der Kernkraft immer für beherrschbar hielt, musste umdenken. Die Geschehnisse in Japan waren für die Bevölkerung in Deutschland sehr beunruhigend. Mehr als 250000 Menschen demonstrierten noch im März, dem Monat der Atomkatastrophe in Japan, für einen schnellen Atomausstieg. Besonders die Grünen, die sich schon seit ihrer Gründung für den Atomausstieg einsetzen, erhielten in den Umfragen historische Werte. Die Bundeskanzlerin musste also handeln und den Ausstieg aus der Atomenergie in die Wege leiten. Deshalb folgten der Katastrophe in Japan diesbezüglich schnell mehrere Handlungsschritte in Deutschland.

Sofortmaßnahmen nach dem Atomunfall in Fukushima

Zuerst hat die Bundesregierung die erst im Vorjahr beschlossene Laufzeitverlängerung vorübergehend ausgesetzt. Des Weiteren wurden die sieben ältesten Atomreaktoren unwiderruflich und sofort abgeschaltet. Der nächste Schritt war die Einberufung einer Kommission mit dem Ziel, innerhalb von drei Monaten mehrere Vorschläge für einen gemäßigten Atomausstiegsplan zu erhalten. Zusätzlich wurde ein Expertenteam zusammengestellt, das die Aufgabe hatte, die deutschen Atomkraftwerke auf ihren Zustand hin zu überprüfen. Die Ergebnisse bescheinigten allen Kraftwerken Sicherheitsmängel.

Abschaltung der noch laufenden Reaktoren

Die Abstimmung über den Atomausstieg im Deutschen Bundestag erfolgte Ende Juni 2011 mit großer Mehrheit für einen Atomausstieg bis 2022. Demnach sollen die noch Strom produzierenden Reaktoren nach einem Stufenplan abgeschaltet werden: Bis 2015 soll Grafenrheinfeld in Bayern abgeschaltet werden. Bis 2017 Grundremmingen B in Bayern. Des Weiteren bis 2019 Philippsburg II in Baden-Württemberg und bis 2021 Grohnde in Niedersachsen. Des Weiteren 2019 Brokdorf in Schleswig-Holstein und Grundremmingen C in Bayern. Die letzten drei Reaktoren, die abgeschaltet würden, sind Isar II in Bayern 2022 und im gleichen Jahr Neckarwestheim II in Baden-Württemberg sowie Emsland in Niedersachsen.

Ausbau erneuerbarer Energien – Erfolgsaussichten der Energiewende

Es folgten Beschlüsse zur Energiewende wie Klimaschutz und Ausbauziele für die verbesserte Nutzung regenerierbarer Energien wie Windenergie, Sonnenenergie, Erdwärme und weitere bis 2050. Technisch-ökonomischen Szenarien haben nachgewiesen: Der Übergang zu einer 100-prozentigen Stromversorgung aus erneuerbaren Energien auf dieser Basis kann in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten gelingen.

Foto: merlin1075 – sxc.hu